Deutschland

Ein Jahr Corona-Maßnahmen – Demos und tumultartige Szenen in mehreren deutschen Städten

In mehr als einem Dutzend deutscher Städte haben am Samstag Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen unter dem Motto "Es reicht" stattgefunden. Teilweise musste die Polizei die Demos auflösen. In einigen Fällen kam es sogar zu kurzen Zusammenstößen.

In mehreren deutschen Städten haben am Samstag Menschen gegen die bestehenden Corona-Maßnahmen demonstriert. In Berlin gab es Demonstrationen an verschiedenen Orten der Stadt. Außerdem waren zwei Autokorsos mit mehreren Hundert Fahrzeugen angemeldet. Nach Polizeiangaben trafen sich "in der Spitze rund 1.000 Demonstranten" vor dem Bundesgesundheitsministerium zu einer Kundgebung der Bewegung "Es reicht!" "Die Demonstranten haben sich später verstreut und auf 400 verringert", sagte eine Polizeisprecherin. Angemeldet waren nach Polizeiangaben 50 Menschen. Ein Dutzend Gegendemonstranten riefen: "Wir impfen euch alle!"

München

In München versammelten sich mehrere Tausend Menschen unter dem Motto "Ein Jahr Lockdown-Politik – es reicht" in der Nähe des bayerischen Landtags. Die Polizei musste eigenen Angaben zufolge die Demonstration am Nachmittag "wegen mehrerer nicht eingehaltener Auflagen" auflösen. So sei nicht nur die zugelassene Teilnehmerzahl überschritten worden. Vielfach sei die Maskenpflicht ignoriert und der Mindestabstand nicht eingehalten worden. Polizisten trugen einzelne Demonstrantinnen und Demonstranten weg und nahmen die Personalien von Demo-Teilnehmern auf. 

Ein Twitter-Account sendete Ausschnitte von einer Live-Übertragung aus der Münchner Innenstadt:

Düsseldorf

In Düsseldorf demonstrierten am nordrhein-westfälischen Landtag nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen gegen die Corona-Einschränkungen. Außerdem wurden mit einem Wohnmobil-Korso Lockerungen der Corona-Maßnahmen gefordert. Mehr als 100 Wohnmobile waren dabei durch die Landeshauptstadt gefahren, wie die Polizei mitteilte. 

Ein journalistischer Twitter-Account aus Nordrhein-Westfalen postete mehrere Videos, in denen zu sehen ist, wie Hunderte Demonstranten an der Uferpromenade die Polizeiabsperrungen durchbrachen. Dabei waren auch berittene Polizisten im Einsatz. "Polizei läuft mit, ohne die Menschen aufhalten zu können", schreiben die Journalisten.

Danach hätten sich die Menschen in der Düsseldorfer Altstadt zerstreut und in kleinere Gruppen aufgeteilt. Mit der Polizei finde ein "Katz-und-Maus-Spiel" statt. 

Dresden

Auch in Dresden versammelten sich am Samstag trotz des Verbots der "Querdenken"-Demonstration durch das Sächsische Oberverwaltungsgericht Hunderte Kritiker der Corona-Maßnahmen in der Stadt. Das Geschehen war laut einem dpa-Reporter am frühen Nachmittag zeitweise unübersichtlich, die Stimmung angespannt. Die Polizei forderte die Menschen mehrfach auf, den Ort zu verlassen.

Später bewegten sich die Protestierenden nach Angaben der Polizei Richtung Ostragehege, wo sich ein Impfzentrum befindet. Die Polizei kündigte auf Twitter an, dass Wasserwerfer die Einrichtung schützen sollen. Dies diene der Gefahrenabwehr, sagte der Polizeisprecher. Einen zweiten Aufzug gab es nach seinen Angaben in der Prager Straße.

Die Polizei hatte sich laut eigenen Angaben auf einen "größeren Einsatz" vorbereitet und erhielt Unterstützung aus anderen Bundesländern, wirkte aber laut Berichten der Dresdner Neuesten Nachrichten zwischenzeitlich etwas überfordert.

Stuttgart

Hunderte Menschen kamen auch in Stuttgart zusammen, um gegen ein Jahr Lockdown-Politik, Schulschließungen, Isolation und Pleiten zu demonstriert. Aus Kreisen im Umfeld der Kundgebung war von bis zu 1.500 Teilnehmern die Rede. Ein Polizeisprecher wollte lediglich eine Zahl von "weit über den ursprünglich angemeldeten 750 Teilnehmern" bestätigen. Nachdem der Veranstalter die Versammlung für beendet erklärt habe, hätten sich die Protestierenden in verschiedenen Aufzüge geteilt. Dabei kam es vereinzelt zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei. Ein Beamter sei von einer mitlaufenden Fußgängerin getreten worden, an anderer Stelle hätten Beamte Pfefferspray eingesetzt.

Kiel und Hamburg

In Kiel nahmen bis zu 900 Teilnehmer an Protesten gegen die Corona-Auflagen teil. Zu einer Gegendemonstration kamen bis zu 200 Teilnehmer, wie die Polizei am Nachmittag berichtete. Am Zug der Corona-Maßnahmen-Kritiker waren auch rund 15 Traktoren beteiligt. Teilnehmer trugen Transparente mit dem Slogan: "Schluss mit dem Lockdown". Ein Transparent der Gegendemonstranten trug die Aufschrift: "Hier sehen Sie nix außer Verschwörung Antisemitismus Menschenverachtung" (sic).

In Hamburg nahmen an einer Demonstration der Gegner der Corona-Maßnahmen nach Angaben der Polizei etwa 200 Menschen teil. Weitere etwa 400 Beobachter und Unterstützer standen hinter den Absperrungen. Eine Gegendemonstration kam auf rund 100 Teilnehmer.

Hannover

In Hannover kamen nach Angaben der Polizei knapp 800 Menschen zusammen, um gegen die Corona-Politik demonstriert. Sie folgten einem Aufruf der Bewegung "Es reicht", die bundesweit in zahlreichen Städten Proteste organisiert hatte. Die Initiative kritisiert die Einschränkungen, die zur Eindämmung der Corona-Pandemie führen sollen. Zu einer Gegendemonstration unter dem Titel "Keine neue rechtsextreme Partei in Deutschland zulassen" kamen der Polizei zufolge rund 40 Menschen.

Andere Städte

Mehrere Dutzend Menschen protestierten in Potsdam trotz einer abgesagten Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen. Der Veranstalter hatte die Aktion unter dem Motto "Es reicht" nach Polizeiangaben zuvor abgesagt. Mehrere Gruppen blieben aber vor Ort, einige riefen: "Frieden, Freiheit, keine Diktatur". In Magdeburg hatte es einen Autokorso gegen die Corona-Maßnahmen mit rund 60 Fahrzeugen gegeben, wie die Polizei mitteilte. In Cottbus demonstrierten und 250 Menschen nach Polizeiangaben auf einer Kundgebung der AfD gegen die Corona-Politik der Bundesregierung.

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